Grundsätze

SWISSpsy-ARBEITSPAPIER

STRUKTUR UND WERDEGANG DER PERSÖNLICHKEIT

  

1.  STRUKTURELLER AUFBAU, ZUSAMMENHÄNGE UND DEFINITIONEN

1.1 PERSON(A)

Aus dem etruskischen Phersu, das ein Wesen zwischen der Erde und der Unterwelt bezeichnet. Im griechischen Theater: eine Maske, bei C.G. Jung : der äussere Charakter, die individuelle Substanz, der Kern und seine Ausdifferenzierungen, einer mit Vernunft ausgerüsteten Natur. Bei Martin Heidegger: ein mögliches In-der-Welt-sein, das zu einem aktiv-in-sich-selbst-sein führt. Die Person als Zentrum der Aktivität. Der Mensch als anfängliche Möglichkeit einer persönlichen Begegnung. Das ist der Grundstein des Dialogs. Der Mensch als Person im Gegensatz zur Gemeinschaft, zur Kollektivität. Person als Sitz der vollen Würde des Menschen.

Person ist die Grundlage des Entwicklungs- und Entfaltungsprozesses, der sich in CHARAKTER und PERSÖNLICHKEIT ausweist.

Person als psychischer Regelkreis, in dessen Bereich das personale SELBST einen psychologischen Ort hat.

Das sittliche Erlebnisprinzip ist in der Person grundgelegt.

PERSONSEIN: unteilbare Einheit im menschlichen Sein. Ist einmalig und unwiederholbar. Eine lebendige Einheit, verkörpert Geschlossenheit, bedeutet individuelle, lebendige, ganzheitlich- körperlich- seelische Grundlage des Menschseins. Dabei unterscheidet man vitalbiologische Schicht = Es-Schicht = endothymer Grund und geistiger Oberbau.

  

1.2. CHARAKTER

Charakter im weitesten Sinne : Eigenart oder Eigentümlichkeit eines Wesens.

Im psychologischen Sinne manchmal mit der Persönlichkeit gleichgesetzt. Charakterbegriff betont das statische Moment mehr. Persönlichkeit betont mehr das funktionelle, dynamische, sich-wandelnde und prozesshafte.

Charakter = alles ,was der Mensch überhaupt in psychologischer Hinsicht werden kann.

Persönlichkeit = dasjenige, was bisher unter dem Einfluss der Umgebung aus dem jeweiligen Charakter geworden ist.

Charakterforschung sucht nach Charakteren, nach einer Typologie Persönlichkeitsforschung arbeitet mit Gegenüberstellung von Anlage und Umwelt.

  

1.3. PERSÖNLICHKEIT

Die Darstellung von Persönlichkeiten ist ein Hauptthema von Literatur, Theater und bildenden Künsten. Es gibt ein Durcheinander von verschiedenen Persönlichkeitstheorien, wobei jede einen anderen Aspekt des gleichen Phänomens beschreibt. Alle haben gemeinsam als mögliche Definition der Persönlichkeit:

Persönlichkeit ist die relativ stabile Organisation motivationaler Dispositionen einer Person, die durch die Interaktion zwischen biologischen Trieben und der sozialen und physischen Umwelt entstehen.

Der Ausdruck der Persönlichkeit beinhaltet kognitive, physische, affektive und konative ( willentliche ) Elemente.

Persönlichkeitsdefinition aus 9 verschiedenen, sich ergänzenden Perspektiven:

1 - Persönlichkeit als SOZIALE GELTUNG: der Eindruck auf andere. Selbstbegriff kann aber Selbsttäuschung sein.

2 - NOMOTHETISCHE ANSÄTZE: psychometrisch: Annahme von Realität stabiler persönlicher Eigenschaften. Nicht direkt beobachtbar. Müssen aus der Konsistenz in Sprache und Verhalten gefolgert werden. Persönlichkeit = Messwerte einer Person in Bezug auf alle messbaren Faktoren oder allgemeinen Eigenschaften.

3 - IDEOGRAPHISCHE ANSÄTZE: Notwendigkeit des intuitiven Verstehens der einzigartigen Organisation jeder individuellen Person.

4 - BEHAVIORISTISCHE ANSÄTZE: Persönlichkeitsunterschiede als Spezifische Reaktionsgewohnheiten auf spezifische Situationen. Intervenierende Pläne und Prozesse. Selbst = Superplan.

5 - ANTIREDUKTIONISTISCHE ANSÄTZE: Das Individuum schafft seine eigene Persönlichkeit. Positives Zukunftsstreben stärker betont als Determination durch Vergangenheit. Neugier und Verantwortung als Grundmotive. Betonung der sozialen Einflüsse. Selbstaktualisierung als Grundprinzip des Wachstums und der Entwicklung der Persönlichkeit.

6 - ORGANISMISCHE THEORIEN UND FELDTHEORIEN : Das Verhalten des Organismus ist mehr durch seine Interaktion mit dem umgebenden Feld als durch seine festen Dispositionen bestimmt.

7 - PHÄNOMENOLOGISCHE ANSÄTZE: Persönlichkeit in Termini der Selbst- und Fremdwahrnehmung und der Umgebung. Motivation, Lernen und Anpassung als Bedürfnis im phänomenalen Feld Widersprüche aufzulösen und fehlerhafte Interpretationen zu korrigieren.

8 - KULTURANALYTISCHE THEORIEN: Persönlichkeit als Produkt Sozialer Gruppen, in denen die Menschen erzogen werden. Abweichung von kultureller Norm.

9 - INTERDISZIPLINÄRE FORSCHUNG


ZUSAMMENFASSENDE DEFINITIONSVERSUCHE DER PERSÖNLICHKEIT:

A) Persönlichkeit ist die dynamische Ordnung derjenigen psychophysischen Systeme im Individuum, die seine einzigartigen Anpassungen an seine Umwelt bestimmen.

B) Persönlichkeit ist der Inbegriff aller Ereignisse, die sich zu einer individuellen Lebensgeschichte zusammenschliessen.

C) P. eines Individuums ist seine einzigartige Struktur von Eigenschaften.

D) P. ist das organisierte Gefüge der psychologischen Prozesse und Zustände, die sich auf das Individuum beziehen.

E) P. ist das Steuerungsorgan des Leibes, eine Institution, die von der Geburt bis zum Tode ununterbrochen Veränderungen bewirkt.

 

1.4. SELBST

Das Selbst ist das Individuum als Subjekt eigener Betrachtung oder Handlung. Die individuell charakteristische Zentrierung der Persönlichkeit.

Selbsterfahrung: ein Weltverhältnis zur Gewinnung persönlicher Identität = Selbstfindung, Selbstbeobachtung, Selbstbewusstsein—Ich-Bewusstsein, Selbstbild

Selbsteinsicht: unmittelbares, nicht erklärend vermitteltes Verstehen des Selbst in seinem innersten Wesen. Durchschauen ganzheitlich erfahrenen inneren Erlebens der eigenen Person in ihren Möglichkeiten und Grenzen.

Selbsterkenntnis: Ich-Erfassung bei sich selbst im Gegensatz zu Fremdbeurteilung und Fremderkenntis. Selbsterkenntnis beginnt mit der Übersicht über den eigenen Lebenslauf: äussere Stationen und innerseelische Umstände (Stichwort „Episodisches Gedächtnis“=Bei  Korsakow-Patienten gestört =“Papez-Kreis“). Selbsterkenntnis ermöglicht Verständnis der persönlichen Entwicklung, ermöglicht kritische Beurteilung der Besonderheiten des eigenen gegenwärtigen seelischen Seins. Führt zu Persönlichkeitsentwicklung durch Integration in Persönlichkeitsstruktur.

Wahrheit und Irrtum der Selbsterkenntnis: führt je nachdem zu echtem bzw. falschen Selbst. Selbsterkenntnis und Anerkennung führt zu echtem ( real ) Selbst, Selbsttäuschung, am meisten durch Abwehr narzisstischem Verletztheitsschmerz führt zu defensivem und „falschem „ (false) Selbst (Frontalkortex-Persönlichkeit, Persönlichkeitsstörungen).

SICH UM SELBSTERKENNTNIS BEMÜHT ZU HABEN IST PSYCHOLOGISCH DEFINITIV UNERLÄSSLICH !

Darin besteht auch der Weg, das Ziel und die heilende Wirkung der verschiedenen Formen der Therapie. Ohne dieses zentrale Element sind sie wirkungslos, oder aber nur oberflächlich, symptomatisch wirksam.

Weitere Begriffe:  Selbstbeurteilung, Selbsteinschätzung, Selbstdarstellung

Selbstkonzept: Das Insgesamt von Einstellungen, Urteilen und Werthaltungen eines Individuums bezüglich seines Verhaltens, seiner Fähigkeiten und Eigenschaften.

Selbstvertrauen: Lebenswichtige Charaktereigenschaft. Echt und solide, wenn in verschiedenen Erlebnisbereichen fundiert: Vitalität, Seele, Geist, transzendental.

Selbstverwirklichung: Selbstaktualisierung, autonome Entwicklung und Entfaltung aller in einem Individuum angelegte physischen, psychischen und sozialen Potenzen.

Selbstwahrnehmung: Verarbeitet Empfindungen der Exterozeptoren und Propriozeptoren, sowie der Introspektion, und führt zu der Erfahrung des eigenen Körpers durch Doppelberührung im Spiel mit dem eigenen Körper. Erleben des Körper-Ichs durch das Kleinkind. Entwicklung des Selbstbewusstseins und des Körperbildes. Durch weitere Lernprozesse in sozialen Interaktionen entwickelt sich das Selbstkonzept und das Befindlichkeitsbewusstsein.


1.5. ICH ( EGO )

Ich/ Ego als der evidenteste Bewusstseinsinhalt. Das Erlebnis und die Qualitäten des zentralen und allumfassenden. Gefühl des Zusammenhangs aller psychischen Erlebnisse.

In der Schichtenlehre nach S.Freud, die Spitze der Pyramide, als wesentliches Charakteristikum der Persönlichkeit.

A) einerseits in der Selbstwahrnehmung verankert:
Das wissende Ich = Erlebnis als Subjekt
Das empirische Ich = mich = alle jene Inhalte als zu sich gehörig erlebt.

B) in der Dynamik des psychischen Geschehens verankert:
Ich- Es- Überich.  Bewusste und unbewusste Anteile des Ichs. Aus Es hervorgegangen, aber auch angeborene Ich-Apparate. Das Ich ermöglicht die Anpassung an die Realität, es ist der Träger des Realitätsprinzips.

C) In der Persönlichkeitsforschung: Das Ich als Motivationsquelle bzw. Motivationsziel. Als Organisationsinstanz von Verhalten und Erleben. Ich als Gesamtheit der Erlebnisinhalte und Verhaltensweisen, welche die eigene Person zum Gegenstand haben.

Das Ich wird weder ständig noch stets in allen Inhalten in vollem Umfang bewusst, kann aber jederzeit und ohne Gedächtnisaufwand voll bewusst gemacht werden.

Das Ich-Erleben beim psychisch Gesunden ist durch räumlich-zeitliche Kontinuität Charakterisiert.

Ich- Ideal ist an Über-Ich orientiert.


1.6. IDENTITÄT

Erfassung des Selbst des Subjekts in seiner Kontinuität, ansonsten krankhafter Zerfall der Identität.


1.7. ERSTE ZUSAMMENFASSUNG DER STRUKTUR

Durch die Tatsache geboren worden zu sein, bin ich eine PERSON.

Diese PERSON, die ich bin, hat seinen CHARAKTER (angeborene Anlagen)

Indem ich dieses Leben lebe, formt sich eine PERSÖNLICHKEIT in mir.

Dank meinem wachen Geist und Gehirn lerne ich, MICH SELBST wahrzunehmen.

Ich BIN und WERDE mich selbst, HABE auch ein mich selbst.

Dank meiner Selbstwahrnehmung und dank meiner Wahrnehmung der psycho-physischen Prozesse in mir, bin ich ICH.

Dank der Erfassung meines Selbst in seiner räumlich-zeitlichen Kontinuität habe Ich eine IDENTITÄT.


2. WERDEGANG DER PERSÖNLICHKEITSSTUKTUR

2.1. PSYCHOANALYTISCHE UNTERSUCHUNGEN

S. Freud und Mitarbeiter haben anhand von klinischen Störungen und Krankheiten rückwirkend auf pathologische Entwicklungen der Persönlichkeitsstruktur geschlossen. Sie haben die intrapsychischen Beziehungen innerhalb der Persönlichkeitsstruktur analysiert, daher der Begriff Psychoanalyse. Erste Strukturbeschreibung durch UNBEWUSSTES – VORBEWUSSTES – und BEWUSSTES. Zweite ergänzende Beschreibung durch ES- ICH – ÜBERICH. Später die Arbeiten zur ICH-PSYCHOLOGIE und zur OBJEKTBEZIEHUNG und zu soziokulturellen Zusammenhängen.


2.2. BINDUNGSTHEORETISCHE UNTERSUCHUNGEN

Aus der Psychoanalyse erwuchsen direkte Beobachtungen der Mutter-Kind-Beziehung. Bahnbrechende Studien durch:

Mahler (1975):  Das Kind muss sich emotional aus einer symbiotischen Beziehung von der Mutter trennen. Prozesshafter Verlauf in 3 Phasen:
1) autistische Phase (0-2 Monate)
2) symbiotische Phase (3-18 Monate)
3) Separation-Individuationsphase (18-36 Monate)
Mit 3 Unterphasen:
a) Differentiation
b) Übungsphase
c) Wiederannäherungsphase, die auf den Weg zur Objektkonstanz führt.


Stern (1985): Das Kind ist kognitiv vorgekabelt, um von der Geburt an die Mutter als getrennt von ihm wahrzunehmen. Das Kind ist ein aktiver Partner in der gemeinsamen Regulation seiner eigenen Entwicklung.
Prozesshafter Verlauf in 4 Phasen :
1) Das entstehende Selbst (0-2 Monate)
2) Das Kernselbst (2-6 Monate)
3) Das Intersubjektive Selbst (7-9 Monate)
4) Das verbale Selbst (15-18 Monate)



Bowlby (1969/1973): Bei der Geburt hat das Kind keine Bindung zur Mutter. Die Aufgabe des Kindes während der ersten 10 Lebensmonate ist, eine Bindung zur Mutter zu entwickeln. (Stichwort: plötzlicher Kindstod). 
Nach 10 Monaten Lebensalter entwickeln Kinder bei längerer Trennung von der Mutter 3 Phasen:
1) Phase des Protestes und des Wunsches der Wiedervereinigung
2) Phase der Verzweiflung
3) Phase des emotionellen Rückzuges und Auflösung der Bindung (Stichwort: Hospitalismus)


Ainsworth (1978/1991): Direkte Beobachtungen der Mutter-Kind-Beziehung zuhause bei Mütter in Uganda und Maryland (USA).
Danach Erstellen einer Laborsituation: Die Entfremdungssituation.
Resultate :  4 Typen von Bindung zur Mutter
1) sichere Bindung
2) unsichere Bindung
   a) vermeidend
   b)  ambivalent-resistent
   c) desorganisiert- desorientiert


Main/Goldwyn (1980er): Standardisierter Fragebogen für Erwachsene mit 18 Fragen zum Bindungstyp in ihrem Geisteszustand.
Resultate: 4 Typen von Bindungsempfinden:
1) sichere und autonome Bindung
2) unsichere Bindung
   a) abtretend
   b) besorgt
   c) ungelöst / desorganisiert


Die Untersuchungen von Main/Goldwyn korrelieren mit denen von Ainsworth:
1) sichere autonome Eltern mit sicheren Kindern
2) abtretende, demittierende Eltern mit vermeidenden, ausweichenden Kindern
3) besorgte Eltern mit widerstehenden, ambivalenten Kindern
4) unentschlossene, desorganisierte Eltern mit desorientierten, desorganisierten Kindern.

Unorganisierte Bindung bei den Eltern sagt Desorganisation bei den Kindern voraus.


Fonagy (1991): Interviews mit Mütter vor der Geburt des Kindes und darauffolgende Evaluation 12 Monate nach der Geburt.
Resultate: 75% Übereinstimmung mit den Untersuchungen von Ainsworth und Main/Golwyn. Der Bindungstyp der Mutter ist voraussagend für das Bindungsverhalten des Kindes. Mütter mit klinisch kranken Kindern waren durchwegs unsicher in ihrem Bindungstyp.

Lehrer und Schulen bestätigen diese Resultate mit eigenen Untersuchungen. Schüler aus Familien mit verantwortlicher Fürsorge und sicheren Bindungen haben grössere Selbstsicherheit, grösseres Selbstvertrauen, sind selbständiger und sind sicherer und flexibler im Umgang mit ihren eigenen Impulsen und Gefühlen. Es existiert eine direkte und strenge Beziehung zwischen früher Regulierung in der Zweierbeziehung und späteren Verhaltens-und Affektivitätsstörungen:
1) Schüler mit Angststörungen hatten frühkindliche ambivalente / resistente Bindungen
2) Sch. mit Aggression und Verhaltensstörungen, frühkindliche chronische Zurückweisung, emotionale Unverfügbarkeit und vermeidender Bindungstyp.
3) Sch. mit Depressionen, resistenter und vermeidender Bindungstyp
4) Sch. mit dissoziativen Symptomen , desorganisierter, desorientierter Bindungstyp.

 

2.3. BEZIEHUNG ZUR NICHT-MENSCHLICHEN UMWELT

Frank (1951): Jeder Organismus, der Mensch eingeschlossen, ist eine sich langsam verändernde Form, durch welche das Universum wie Flut und Ebbe bewegt. Täglich nimmt sie Teile von der geographischen Umwelt auf, lagert sie und lässt sie wieder los. Eine Form, die, wenn sie diese vitalen Bewegungen nicht mehr aufrechterhalten kann stirbt und sich desintegriert.

Searles (1960): Die Beziehung, die das Individuum zu seiner nicht-menschlichen Umgebung gehabt hat, ist sehr einflussreich auf die Entwicklung der Gesamtpersönlichkeit. Die Qualität dieser Gesamtpersönlichkeit bestimmt die benötigte Stärke zur Heilung einer Störung.Der Mensch ist ein unauflöslicher Bestandteil des Gewebes aller geschöpften Materie. Der Mensch ist sein Leben lang eingebunden in einen Prozess der Differenzierung seiner selbst von der sowohl menschlichen, wie auch nicht-menschlichen Umgebung. Im Verhältnis dazu entwickelt er gleichzeitig eine immer bedeutungsvollere Beziehung zur Umwelt und zu seinen Mitmenschen. Für Searles ist das der Kern des Wachstums, das, was Wachstum überhaupt erst ausmacht. Die lebenslange Persönlichkeitsentwicklung ist zutiefst beeinflusst von den Umständen, ob der Mensch als Kleinkind in einer Umgebung mit reichen zwischenmenschlichen Kontakten, oder vorwiegend in einer inanimierten Umgebung aufgewachsen ist. (Stichwort: Videogames, Computer, TV usw.) 

 

2.4. NEUROBIOLOGIE UND PERSÖNLICHKEITSENTWICKLUNG

Alan Schore (1994,2004): Das Wachstum der rechten Gehirnhälfte ist erfahrungsabhängig und seine Vernetzung (Verkabelung) kann sich auch nach Erreichen des vollen Wachstums noch verändern. Das rechte Hirn ist der Behälter und Regulator der Emotionen. Diese Funktion ist dominant in den ersten 3 Lebensjahren.
Rechtes Hirn: nonverbal, unbewusst, analog, Kreativität
Linkes Hirn: verbal, logisch, digital, Verstand
Die Entwicklung der Axone, Dendriten und deren Vernetzung unterliegt allem Verhalten in der Kindheit. Im RECHTEN PREFRONTALEN ORBITALEN KORTEX der rechten Hirnhälfte liegt das NEUROBIOLOGISCHE ZENTRUM DES SELBST.
Die Interaktion der Mutter mit dem Kind wird zum Hauptregulator der Emotionen des Kindes und bildet den Hintergrund auf dem der praefrontale orbitale Kortex entstehen, wachsen und reifen wird. Die Regulation der Affekte geschieht von Angesicht zu Angesicht, in einem Prozess der Affekt-Synchronisation in Hinsicht auf Angemessenheit und Intensität. (Beispiel : Mutter’s Reaktion bei einem Sturz des gehen-lernenden Kindes ). Dies ist von GRUND-legender Bedeutung für das weitere emotionelle Wachstum und für das Wachstum des orbitalen Kortex sowie des Selbst.
Unstimmigkeiten zwischen Mutter und Kind sind unvermeidlich, aber die Mutter beteiligt sich in der interaktiven Reparation, Wiedergutmachung. Eine perfekte Mutter gibt es nicht, wäre auch funktionell nicht sinnvoll. Wichtig ist eine vom für das Wachstum des Kindes funktionellen Standpunkt aus gesehen, genügend gute Mutter. Der Schlüssel dazu ist Fähigkeit der Mutter, sich selber zu führen und zu regulieren.
Die Bindungserfahrungen in der Kindheit werden GRUNDlegend Interiorisiert im rechten Hirn und werden zu unbewussten Arbeits-Modellen für Bindungs-Beziehungen. Sie werden zugleich als Selbst- und Objekt-Repräsentationen mit dem dazugehörenden Affekt gespeichert (Limbisches System beteiligt, Amygdala und Hyppocampus). Sie funktionieren als innere Affekt- Regulatoren. Das alles bleibt gespeichert im impliziten, vorbewussten Gedächtnis. Das Individuum ist sich dessen nicht bewusst und hat auch keinen sprachlichen Zugang dazu.
Der orbitale praefrontale Kortex regelt die Verbindungen zum Hypothalamus, den Mandelkernen und zum autonomen vegetativen Nervensystem, sowie zu Strukturen des Hirnstammes, die die Weck-Reaktion regulieren.
Der praefrontale orbitale Kortex des rechten Hirns reift in der Mitte des 2. Lebensjahres heran. Das Herz, der Kern des Selbst ist somit Nonverbal und vorbewusst, und liegt innerhalb der Schemen der Affekt-Regulation. (Stichwort: Sanguiniker, Melancholiker usw.)
Dieses strukturelle Wachstum erlaubt das innere Erleben von Sicherheit und Erholungsfähigkeiten, welches vom Wissen kommt, dass man sich selber zu regulieren im Stande ist. Eltern, deren erwachsenes Bindungsverhalten abdankend/ besorgt oder unentschlossen/ desorganisiert ist, sind nicht in der Lage eine funktionell genügende Affektsynchronisation mit dem Kinde herzustellen, was zu einem Stillstand der Entwicklung des praefrontalen orbitalen Kortex und des Selbst des Kindes führt, im Sinne eines neurobiologischen Defekts der Vernetzung oder Verkabelung, was sich dann seinerseits ausdrückt durch einen Wachstumsstillstand des Selbst und der innerpsychischen Regulation. (Stichwort: nicht alle Tassen im Schrank, in Tilt gehen usw.)
Dies führt v.a. zu Regulationsschwierigkeiten der biologisch primitiven Affekte. (Stichwort: Affekttäter).


Ansermet- Magistretti (2004): Die Spuren der Erfahrung sind an somatische Zustände, ( Stichwort „Embodiment „) geknüpft. Die Wahrnehmung ist an einen somatischen Zustand geknüpft. Die Erinnerung eines somatischen Zustandes trägt dazu bei, die dazugehörende Emotion hervorzurufen. (Stichwort: Technik der Körperzentrierten Psychotherapie, Anker-Technik des NLP).
Die Wahrnehmung alleine, ohne dazugehörenden somatischen Zustand wäre emotionell gesehen neutral. Die Lesung oder die Erinnerung mit Hilfe von besonderen neuronalen Systemen, von der der Wahrnehmung, oder von deren im synaptischen Netz hinterlassenen Spuren, assoziierten somatischen Zuständen, ist ein entscheidendes Element in der subjektiven emotionellen Erfahrung.
Grundlage dieser intrazerebralen Beziehungen ist die Plastizität des Gehirns, die das Leben lang, auch nach vollendetem Wachstum des Gehirns als Organ, aufrechterhalten ist. (Stichwort: Rehabilitations-Fähigkeit nach Hirninfarkt).

Plastizität der Gehirns basiert auf:
1) Modulationsmöglichkeiten der Informationsübermittlung zwischen Neuronen, durch variable Mengen freigesetzter Neurotransmitter.
2) Jedwelcher Prozess, der langzeitlich die Kalziumkonzentration, erhalten aus der Aktivierung der praesynaptischen Nervenendigung, verändert, beeinflusst die freigesetzte Menge von Neurotransmitter.
3) Glutamat erhöht, GABA erniedrigt die Erregbarkeit der Nervenzelle.
4) Es gibt Mechanismen der Synapsen-Integration, wenn mehrere Synapsen auf ein Neuron gleichzeitig aktiviert werden.
5) Neurotransmitter- Rezeptoren aktivieren Enzyme, die ihrerseits sekundäre Messenger aktivieren, in dieser Sequenz gibt es Modulationsmöglichkeiten.

Diese Regulationsmöglichkeiten stellen die Plastizität des Gehirns dar. Diese synaptische Effizienz, gepaart mit Lernprozessen und Gedächtnis erstellen und hinterlassen Spuren im neuronalen Netz (Enkodierung und Dekodierung). Die Erfahrung hinterlässt Spuren. Dieselbe Erfahrung kann mehrere Male wiedereingeschrieben werden auf verschiedene Weisen, die Erfahrung bekommt somit ihr eigenes Schicksal, das bestimmend werden kann für das Subjekt. (Stichwort: gelebtes Leben, erlebtes Leben, erzähltes Leben. In der Schule Projektarbeiten, sodass das Thema auf verschiedene Weise en- und dekodiert wird).

Der Erfahrung selbst substituiert sich somit eine Menge von Spuren, die sich assoziieren und kombinieren durch den Verarbeitungsprozess. (Stichwort: psychoanalytische Psychotherapie, die auf die Wirkungen der Assoziation der verschiedenen Erlebnisspuren abzielt, um deren Ausdruck zu verändern.)

Die Inskription, Transkription und Assoziation der Erlebnisspuren werden ausgeführt durch die Mechanismen der synaptischen Plastizität: durch strukturelle Modifikation der Kontakte zwischen Axonen und postsynaptischen Neuronen und Duplikation von Dendritenfortsätzen, durch die Plastizität des Gen-Ausdruckes, und durch die synaptische Kodierung der Repräsentation.

Wir können sagen:  JEDEM SEIN GEHIRN und MAN BRAUCHT NIE ZWEIMAL DASSELBE GEHIRN

So gesehen, könnten Traumatismen und gewisse psychopathologische Störungen als Erkrankungen der Plastizität angesehen werden.

Wir können von einer doppelten Determiniertheit sprechen:
- einerseits von einer diachronischen Determiniertheit, verbunden mit der Inskription der Erlebnisspuren
- andererseits von einer synchronischen Determiniertheit, verbunden mit den durch die Phantasie ausgeführten Assoziationen.

Was wir psychoanalytisch Verdrängung nennen, wäre eine aktive Kontrolle der Erlebnisspuren, möglich gemacht durch spezifische neuronale Regelkreise.


2.5. MUSIKALITÄT UND PERSÖNLICHKEITSENTWICKLUNG 

Untersuchungen von Musikologen, Musikern, Psychiatern, und Psychologen (Benenzon, Lecourt und viele andere) haben gezeigt, dass der Mensch über eine angeborene und unbewusste, oder zumindest vorbewusste Musikalität verfügt. Es ist dies die Fähigkeit, akustische, sonore Phänomene wahrzunehmen, wiederzugeben oder selber zu erzeugen. Die ersten solchen Phänomene stellen die Stimme der Mutter, sonore Körperausdrücke der Mutter sowie sonore Körperausdrücke des Kindes selber dar. Die Musikalität ist also von Anfang an sowohl ein individuelles, als auch ein kollektives Phänomen. Sie hat eine strukturelle und gruppale Qualität.
Der Ausdruck der menschlichen Musikalität wird zur Musik und zur Sprache. Musik ist dabei älter als Sprache.
Die affektive Synchronisierung zwischen Mutter und Kind, die so grundlegend wichtig ist zur gesunden Persönlichkeitsentwicklung ist ein musikalisches Phänomen. (Stichwort: Wiegenlieder, italien: ninna-nanna. Stichwort: erste sprachliche Äusserungen des Kindes: lallalla,  mamma, papa, pupu usw.)

Die von S.Freud beschriebene innerpsychische Struktur Es-Ich-Überich kann als musikalisches Phänomen betrachtet werden: ein gleichzeitiges Vorhandensein von drei verschiedenen Stimmen.
Diese innerpsychischen Verhältnisse spiegeln sich in der Musikgeschichte und der Musikpsychologie wieder: Heterophonie (das ES: mehrere Stimmen nebeneinander, jeder macht was er will ) Uníssono = Einklang (ÜBERICH: eine einzige geregelte Stimme) und Polyphonie (ICH: mehrere orchestrierte Stimmen, die zu polyphoner, symphonischer Musik werden. Das Ich wird zum Dirigent.)
Dieselben Verhältnisse beobachten wir auf kollektiver Ebene, in Familie, Gesellschaft und Politik:
Heterophonie (jeder spricht und niemand hört)
Einklang (familiäre, religiöse und polítische Dogmen und Parolen, z.B. Nationalhymnen, Parteilieder usw.) Polyphonie (Demokratie, Ökumenische Bewegungen, Elternabende, Literaturklubs, Symphonie Orchester usw.)

Musik und gesunde Persönlichkeitsentwicklung gehen Hand in Hand: Von Heterophonie über Einklang zur polyphonischen Reife. Daher die Stichworte für persönliche Reife: Komposition, Orchestrierung, Konzertierung und innere Harmonie, wobei unserer eigenen Stimme eine zentrale Rolle zukommt.

  

3.  UNSER THERAPEUTISCHER ANSATZ ZUR BEHANDLUNG VON PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNGEN UND ZUR FÖRDERUNG DER PERSÖNLICHKEITSREIFUNG

3.1.  Allgemeine Technik

J.F.Masterson/A.Bolliger: Bei allen Persönlichkeitsstörungen und Störungen des Selbst kann eine Trias festgestellt werden, die einen Unterbruch der normalen, gesunden Entwicklung darstellt:
1) Selbstaktivierung führt zu
2) Angst und Depression, welche zu
3) Abwehr führt.

Unter Berücksichtigung der drei Faktoren: natürliche Veranlagung, Erziehung und Schicksal, die bei jedem Lebensereignis für jeden einzelnen Menschen, in unterschiedlicher Zusammensetzung im Spiel sind, spüren wir, als zentrale therapeutische Aufgabe, die klinischen Folgen dieser Trias auf, um dann in einem zweiten Schritt, durch gezielte Techniken, die Abwehrmechanismen herauszufordern und in Frage zu stellen. Auf diese Weise kommt das gesunde Selbst mit seiner Verlassenheitsdepression zum Vorschein. Der dritte Schritt besteht darin, dank der therapeutischen Allianz, mit dem gesunden Selbst des Klienten/Patienten diese Verlassenheitsdepression durch-und aufzuarbeiten. Dies ist in erster Linie Schmerz- und Trauerarbeit. Resultat dieser Arbeit ist das Wiederaufnehmen der normalen Entwicklung.

Die therapeutische Allianz, auf deren Basis diese Arbeit geschieht, muss oft zuerst hartnäckig gegen pathologische Abwehr und Ausagieren erarbeitet werden. Was sie schliesslich zustande bringt, ist die affektive Synchronisation zwischen Therapeut/ Arzt und Klient/Patient dank der Abstimmungsfunktionen der rechten Hirnhälften der beiden zusammenarbeitenden Menschen.

Auf dem Boden dieser affektiven Synchronisation kann danach auf Niveau der beiden linken Hirnhälften (logisch, vernünftig, analytisch) das Leiden durchgearbeitet werden. Daraus resultieren:
- neue Funktionen der Regulierung des Selbst.
- Reifung und normale Vernetzung/ Verkabelung des Präfrontalen Kortex
- neue innerpsychische Arbeitsmodelle
- zunehmende Fähigkeit zu Empathie, Selbstreflexion und Selbstkritik.

 

3.2. Spezielle Technik bei Minderjährigen

Bei therapeutischer Arbeit mit Minderjährigen, oft wegen Verhaltensstörungen zuhause und in der Schule, kombinieren wir Einzelsitzungen, nach oben beschriebener Technik, mit dem Kind / Jugendlichen, mit ebenso regelmässigen Sitzungen des gemeinsamen Überlegens und Mitverfolgens des Umstrukturierungs- und Wachstumsprozesses des Kindes mit dessen Eltern. Das Verhältnis der Frequenz ( Intensität ) der beiden Typen von Sitzungen, d.h. deren parallele Integration in das Therapieprogramm hängt vom initialen Schweregrad der Störung, von der Härte der pathologischen Abwehr, vom Anteil des gesunden Selbst bei Eltern und Kind, sowie von Vorhandensein von Schicksalsschlägen, ab.
Das tragende Element bei Arbeit mit Minderjährigen ist aber eindeutig die affektive Synchronisation zwischen Eltern und Therapeut/Arzt. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass diese so tragend und strukturierend für das Kind/den Jugendlichen sein kann, dass therapeutische Wirksamkeit, dank regelmässigen Gesprächen mit den Eltern auch bei längerdauernder Abwesenheit des Jugendlichen wirksam ist, vorausgesetzt, der Jugendliche steht in regelmässigem Kontakt mit seinen Eltern (Stichwort „Indirekte Psychotherapie“).

 

3.3. Spezielle Technik bei Opfern von Gewalttaten oder Katastrophen

Bei Arbeit mit Opfern von Gewalttaten, Kriegen und Katastrophen wird unsere allgemeine Technik mit dem spezifischen Durcharbeiten des traumatischen Erlebnisses sorgfältig titriert. Zuerst muss vor allem Wiederherstellungsarbeit des Selbst geleistet werden, da alle traumatischen Erlebnisse verheerende Auswirkungen auf die Stabilität und Struktur des menschlichen Selbst haben, indem sie das Selbst einfach ganz und gar überschwemmen.
Um sich mental dem traumatischen Erlebnis nochmals, zwecks Durch- und Aufarbeiten, aussetzen zu können, muss der Mensch zuerst sich selber wieder gefunden haben, zu sich selbst gekommen sein, und die jeweils nötige Stabilität wiedergefunden haben, die zur Aufarbeitung des nächsten Kapitels der Traumaverarbeitung nötig ist. Es ist in diesem Sinne erneut ein Titrierungs- und Integrationsprozess von zwei parallel verlaufenden Heilungsprozessen. 

 

3.4. Spezielle Technik bei Patienten mit chronischem Schmerzsyndrom

Bei Arbeit mit Patienten mit chronischem Schmerzsyndrom wird unsere allgemeine Technik kombiniert mit dem spezifischen Durcharbeiten des vorsprachlichen Körperselbst und des Selbstkonzeptes. Nur dadurch entwickelt sich beim Patienten Selbstwahrnehmung und Selbsteinsicht, die danach das Durch- und Aufarbeiten der sooft zugrunde liegenden Depression oder narzisstischen Verletzung erlaubt.
In schweren Fällen wird unser therapeutischer Ansatz mit der somatischen Behandlung durch den Hausarzt, Spezialisten oder eine Schmerzklinik kombiniert und wiederum titriert, je nachdem was im jeweiligen Moment klinisch im Vordergrund steht und was dadurch therapeutisch angezeigt ist.

 

3.5. Spezielle Technik bei Störungen und Krankheiten des psychotischen Themenkreises

Bei Arbeit mit Patienten mit Störungen und Krankheiten des psychotischen Themenkreises wie Schizophrenie, Schizoaffektive Psychosen, Borderlinestörungen und Bipolare Störungen vom präpsychotischen Typ, wird unsere allgemeine Technik vor allem auf der Linie der Stärkung und Konsolidierung der minimal vorhandenen gesunden, nicht dissoziierten Selbstanteile angewandt und entwickelt. In den meisten Fällen muss parallel dazu eine psychopharmakologische Behandlung titriert und integriert werden. Oft kommt noch das Element der stationären Behandlung ins Spiel, das in den Langzeitplan der Behandlung integriert werden muss. Wenn genügend gesunde Selbstanteile erhalten und entwickelt werden können, ist der therapeutische Weg offen, neben Krankheitserleben, auch psychopharmakologische Erfahrung und Klinikaufenthalt, oft durch fürsorgerlichen Freiheitsentzug, durch- und aufzuarbeiten. Daneben ist natürlich auch die psychosoziale Wiedereingliederung von zentraler Bedeutung.

 

3.6. Spezielle Technik bei Substanzabhängigkeit

Bei Arbeit mit Patienten mit Substanzabhängigkeit wird unsere allgemeine Technik gemäss den nicht durch die Substanz geschädigten Anteilen des Gehirns und des Selbst angewandt. Es kann nur mit gesunden Anteilen gearbeitet werden. Unser Ansatz ist nicht geeignet zur Schadensbegrenzung, weder zur kontrollierten Substanzabgabe. Die Schwierigkeit der Integration unseres Ansatzes mit Substanzabhängikeit ist dadurch bedingt, dass der Patient über genügend freie, gesunde, nicht durch chronisch verfälschte Selbstwahrnehmung bedingte Selbstanteile verfügen muss, damit er an eine gesunde Entwicklung wieder anknüpfen kann.
Bei Patienten, die über ein Minimum von gesunden Selbstanteilen verfügen, wird unsere allgemeine Technik integriert mit abstinenzerhaltenden Programmen (Methadon). Bei Rückfällen in Substanzabhängigkeit müssen selbstverständlicherweise auch stationäre Behandlungen in den Langzeit Plan der Therapie integriert werden. Oft muss natürlich zusätzlich auch eine somatische Behandlung, z.B. wegen HIV Thematik integriert werden.

 

3.7. Spezielle Technik bei Störungen und Krankheiten des Themenkreises der Demenz

Bei Arbeit mit Patienten mit Störungen und Krankheiten des Themenkreises der Demenz integrieren wir unsere allgemeine Technik mit spezifisch von uns entwickelten Techniken des NLP, des Neurolinguistischen Programmierens. Der Boden für unsere Arbeit sind wiederum gesund gebliebene Selbst-Anteile, oft nur noch vorsprachliche, also musikalische und vorbewusste Anteile, die uns aber ermöglichen, dank des Anteiles der erhaltenen Plastizität des Gehirns, synaptische Vernetzungen gegen den Krankheitsprozess zu erhalten, oder durch kollaterale neue Vernetzungen definitive Verluste zu kompensieren. Hierbei werden folgende Interventions-/Förderungsstrukturen eingesetzt: Regelmässige Ankerungen in allen fünf Sinneskanälen, Validation mit Pacing und Leading, spezifische hypnotische Sprachmuster, bewusstes Embodiment, systemische Aufklärungsarbeit betreffend Fortschreiten der Krankheit und individuelle weitere Techniken im Rahmen der Angewandten Psychologie. Natürlich werden psychopharmakologische, internmedizinische, psychosoziale, und Aspekte der stationären, oft Langzeitbehandlung, in den Behandlungsplan integriert, definitionsgemäss multidisziplinär.

 

4. COACHING-KONZEPT ZUR BEGLEITUNG DES MENSCHEN IN EINER PERSÖNLICHEN KRISE UND ZUR PERSÖNLICHKEITSENTWICKLUNG

4.1   Menschen in einer persönlichen Krise werden dahingehend zunächst abgeklärt, ob der Krise eine somatische oder psychisch/psychiatrische Grunderkrankung zugrunde liegt. Ist dies der Fall, wird der Klient entweder an den zuständigen Hausarzt überwiesen oder oben ausgeführte psychiatrische Interventionstechniken in unserem Institut angewandt.

4.2   Im Falle von scharf umschriebener Krise oder dem Wunsch des Klienten nach Optimierung des Selbst-Managements und der Persönlichkeitsentwicklung kommen folgende Formate zur Anwendung: 

  • Personzentrierte Beratungs-Gespräche
  • NLP-Ressourcen-Formate
  • HypnoCoaching NLP® (Hypno-Formate)
  • Wingwave®-Coaching (EMDR+NLP+Kinesiologie)
  • Embodiment-Training (Gezieltes Einsetzen des Körpers zur Erzielung von ressourcevollen mentalen Zuständen)
  • Eigene institutsintern entwickelte Förderungs-Techniken

 Das Therapeutische Coaching SWISSpsy ist eine institutsintern entwickelte Interventionstechnik und beinhaltet im Wesentlichen folgende Elemente: 

  • Masterson/Bolliger-Technik in der therapeutischen Persönlichkeitsentwicklung
  • HypnoCoaching NLP® bei der weiteren Persönlichkeitsentwicklung
  • Wingwave®-Coaching zum Auflösen von inneren Blockaden und zur Entwicklung von Spitzenleistungen persönlich und beruflich
  • SWISSpsy-Formate für den Übergang zur gesunden SELBSTständigkeit


5. Therapeutisches Coaching SWISSpsy

Das eigentliche Therapeutische Coaching SWISSpsy konzentriert sich auf den Übergang vom Krankhaften ins Gesunde. Es begleitet den Prozess zur Entwicklung eines stabilen SELBST, dessen Konsolidierung und die weitere gesunde Entwicklung. SWISSpsy kombiniert so auf einzigartige Weise Analytische Psychologie mit Kognitiv-Behavioraler und Human-Psychologie. 

 

 6.   ABSCHLIESSENDES

Dem Gehirn wird nicht nur eine enorme Plastizität zugesprochen, sondern mit den neusten bildgebenden Verfahren wie z.B. fMRT wird der neurobiologische, neurophysiologische, aber auch neuropathologische Wissensstand auch in naher Zukunft gewaltig wachsen. Unser Institut hat es sich zur Aufgabe gemacht, laufend die neusten Erkenntnisse diesbezüglich wahrzunehmen, zu verarbeiten und im gegebenen Fall praktisch zu integrieren. Daraus entstehen neue Interventions- und Förderungs-Techniken.
 

13.4.2012/RB